Seit 2017 engagiert sich die Stadt Mannheim in einer entwicklungspolitischen Partnerschaft mit der türkischen Stadt Kilis. Mit Mitteln des Bundes, die die Stadt Mannheim erfolgreich akquirierte, konnte im September dieses Jahres nun ein neues Bildungszentrum in Kilis in Betrieb genommen werden, indem jährlich mehr als 440 geflüchtete syrische aber auch türkische Frauen eine berufliche Grundausbildung erwerben können, Sprachkurse absolvieren und psychosoziale Unterstützung erhalten. Im Rahmen der Kooperation absolvierten außerdem 14 türkische Ausbilderinnen der Alten- und Kinderpflege aus Kilis vom 28.11. bis 02.12. 2021 erfolgreich eine Weiterbildungsmaßnahme an der Mannheimer Akademie für soziale Berufe. Die Qualifizierung der Ausbilderinnen ist wesentlicher Bestandteil der kommunalen Kooperation zwischen Mannheim und Kilis und bildet zugleich den erfolgreichen Abschluss der kommunalen Projektkooperation.
Hilfe für Geflüchtete durch Integration
Die Stadt Kilis ist aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Syrien wie kaum eine andere Stadt von den Folgen der Konflikte in der Region und den hohen Zuwanderungszahlen betroffen. Heute leben in Kilis – einer Stadt mit circa 101.000 Einwohner – mehr als 114.000 geflüchtete Menschen aus Syrien. Die Stadt Kilis stellt diese Situation vor große soziale und ökonomische Herausforderungen. Dennoch ist es das erklärte Ziel der Stadt, den Flüchtlingen eine ökonomische Perspektive zu bieten, sodass sie in Kilis bleiben können. Mittlerweile liegt der Fokus in Kilis daher nicht mehr auf der akuten Nothilfe, sondern darauf, Integrationsmöglichkeiten für die geflüchteten Menschen zu schaffen. Aufbauend auf der lokalen Integrationspolitik unterstützt Mannheim Kilis dabei, die Situation für die Flüchtlinge vor Ort durch die Förderung von beruflicher Ausbildung zu verbessern und damit den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft zu stärken.
Größtes entwicklungspolitisches Projekt der Stadt Mannheim
Rund 302.000 Euro konnten für den Bau des Bildungszentrums und den Qualifizierungsmaßnahmen seitens der Stadt Mannheim erfolgreich eingeworben werden. Das Projekt ist damit das bislang größte entwicklungspolitische Vorhaben der Stadt Mannheim. Die kommunale Pilotschule wurde nach modernsten Standards aufgebaut und ermöglicht erstmals auch Ausbildungen in den Bereichen der Kinder- und Altenpflege – Ausbildungszweige, in denen aktuell ein besonders hoher Bedarf in Kilis besteht. Das Zentrum bietet heute auf über 800 Quadratmetern berufliche Qualifizierung in vollausgestatteten Klassen- und Lehrräumen in den Bereichen der Pflege, Hauswirtschaft und im Frisörwesen. Das Zentrum wurde in einem sozial schwachen Stadtteil errichtet, in dem die Zahl geflüchteter Menschen aus Syrien besonders hoch ist. Bildung ist dabei ein wichtiger Schlüssel für die Integration der geflüchteten Menschen. Um die Qualität der Ausbildung vor Ort zu steigern, lud die Stadt Mannheim die türkischen Lehrkräfte dieses Zentrums nun nach Mannheim ein, um unter strengsten Hygienemaßnahmen ihre didaktischen und fachspezifischen Kompetenzen zu vertiefen und sich mit Mannheimer Fachkollegen auszutauschen.
Empfang einer Delegation aus Kilis
Zum erfolgreichen Projektabschluss empfing Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz eine offizielle Delegation aus Kilis unter der Leitung von Servet Ramazan, Oberbürgermeister der Stadt Kilis, und überreichte persönlich den Ausbilderinnen die Teilnahmezertifikate. Dr. Peter Kurz betonte dabei: „Das entwicklungspolitische Projekt mit Kilis ist ein einzigartiges Beispiel, welchen konkreten Beitrag die kommunale Zusammenarbeit auf lokaler Ebene im Umgang mit globalen Herausforderungen, wie der Flüchtlingskrise, leisten kann. Denn auch zehn Jahre nach Ausbruch des Krieges in Syrien sind die Ziele unserer Kooperation mit Kilis zur Förderung der Integration wichtiger denn je“.
Die pandemische Lage wirkte sich auch unmittelbar auf die Projektkooperation zwischen Mannheim und Kilis aus. So musste die für dieses Jahr geplante offizielle Einweihung des neuen Bildungszentrums in Kilis, die zugleich den feierlichen Projektabschluss bilden sollte, auf kommendes Jahr verschoben werden. „Angesichts dieser zusätzlichen Herausforderungen bedingt durch die Pandemie, ist es umso erfreulicher, dass die zentralen Projektziele vollständig erreicht werden konnten und bereits heute viele Frauen in Kilis von den Bildungsangeboten profitieren können“, schloss OB Dr. Kurz ab.
Das kommunale Kooperationsprojekt mit Kilis wurde über das Programm „Initiative Kommunales Know-How für Nahost“ durch Engagement Global mit ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert. Die Initiative für das Projekt geht auf das Engagement zivilgesellschaftlicher Akteure aus Mannheim, des Arbeitskreises Islamischer Gemeinden Mannheim (AKIG) und dem Duha e.V. zurück, die seit Projektbeginn die Kooperation aktiv begleiten und unterstützen.
Quelle Text und Bild: Stadt Mannheim